Mit 13 Abbildungen: Das Ehrenmal 1870/71 zum Gedenken an den deutsch/französischen Krieg und die dort gefallenen Soldaten wurde von den Wiesbadenern Christian Dähne (Architekt), Philipp Knauer (Steinbildhauer) und Hermann Schies (Bildhauer) geschaffen. Es steht an der Nordmauer des Alten Friedhofs und wurde am 18.10.1874 enthüllt, also exakt 1 Jahr nach dem Kriegerdenkmal (Germania) im Wiesbadener Nerotal. Uspgl. waren um das Denkmal 80 Gräber namhafter Offiziere angelegt, die in Wiesbaden an den Folgen ihrer Verwundungen verstorben sind.
Insgesamt ist das Denkmal ca. 10 m hoch. Aus einem Hügel französischer (!) Felssteine erhebt sich der quadratische Sockel, dessen vier Ecken in niedrigen Säulen ausgearbeitet sind. Diese wiederum sind mit Girlanden verziert und waren jeweils mit vier Reichsadlern bekrönt. Hierüber erhebt sich ein Obelisk, der oben mit reichhaltigem überhängenden Blattwerk (Akanthus) und Tierköpfen verziert ist. An den vier Seiten sind die Schlachtenorte Wörth, Metz, Sedan und Paris eingearbeitet (insofern auch hier die Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Germania-Denkmal im Nerotal). Den Abschluss bildet schließlich obenauf die lebensgroße Victoria-Figur. In der Rechten hält sie einen Lorbeerkranz, in der Linken den Zweig einer Friedenspalme. In der Ausführung ähnelt die Figur auffällig der von Christian Daniel Rauch (1777-1857) geschaffenen Victoria im Charlottenburger Schloss.
Leider sind die Quellen hierzu nicht eindeutig. 3 der angegebenen Quellen geben an, dass die Victoria, wie auch die Adler, von H. Schies „stammen“. Die Festschrift zum XVIII. Dt. Juristentag (s. u.) hingegen benennt D. Rauch als Schöpfer der Victoria und dernach habe H. Schies (nur) die Anlieferung der Victoria und der Bronze-Adler übernommen.
Nicht zuletzt aufgrund seiner Ausbildung bei Johann Friedrich Drake (1805-1882) in Berlin und dem Umstand, dass H. Schies offenbar regelmäßig bei der Gießerei Castner arbeiten ließ, bestand ein enger Kontakt nach Berlin. Die Möglichkeit, dass es sich um einen Zukauf handelte wird zudem dadurch gestützt, dass die o. g. Festschrift aus dem Jahr 1886 stammt, insofern – bzgl. der Quellen – die engste zeitliche Nähe zum Enthüllungstermin des Ehrenmals hat. (Dank an Herrn Bernd Ruchhöft, der auf die mögliche Urheberschaft der Victoria von Christian Daniel Rauch hingewiesen hat.)
Anfang der 1970er Jahre wurde der Alte Friedhof aufgelassen, in Teilen geräumt und zur öffentlichen Grünanlage erklärt. Als Folge sind nunmehr durch Vandalismus sowohl zahlreiche historische Grabmale bedeutender Wiesbadener Bürger als auch dieses Ehrenmal beschädigt, beschmiert und/oder zerstört. Außerdem fehlen die vier Bronzeadler und drei der Gedenktafeln (Stand 07/2016 ist keine Gedenktafel mehr vorhanden).
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Daten zum Ehrenmal 1870/71 in Wiesbaden
Name: Ehrenmal 1870/71
Standort: Alter Friedhof, Nordmauer, Wiesbaden, Hessen, Deutschland
Objekttyp: Ehrenmal, Denkmal, Standbild, Obelisk
Genre: Skulptur
Zeit: 18.10.1874 (Enthüllung)
Stil: Historismus
Architekt: Christian Dähne
Bildhauer (Adler + Gedenktafeln): Hermann Schies (29.07.1836-18.02.1899)
Bildhauer (Viktoria): vmtl. Christian Daniel Rauch (02.01.1777-03.12.1857)
Gießerei: vmtl. Gießerei Castner, Berlin
(Stein-)Bildhauer: Philipp Knauer
Material: Bronze, bayerischer Granit, französische Felssteine (Bruchsteine), Sandstein (?)
Darstellung: Reichsadler + Victoria mit Lorbeer–Kranz und Friedenspalme, Eichenlaub–Girlanden
Maße: Breite 2,65 m, Höhe ca. 10 m
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Literatur und Quellen
- H.-G. Buschmann, Der Nordfriedhof von Wiesbaden und seine Vorgänger, Verl. P. Lang, Ffm. 1991
- Albert Hermann, Gräber berühmter u. im öffentl. Leben bekannt gewordener Personen auf den Wiesbadener Friedhöfen, Wiesbaden 1924
- Pierre Even, Der Alte Friedhof an der Platter Straße, Sonnenberger Echo 51/1989
- Festschrift zum XVIII. Deutschen Juristentag am 9., 10. und 11. Sept. 1886 zu Wiesbaden, Druck Carl Ritter, 1886
Bildergalerie
Bildträger: Fotografie
Datum: 03.08.2012
Format: digitalisiert
Eigentümer: Ingo Schwemmer
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Bildträger: Fotografie
Datum: 14.07.2016
Format: digitalisiert
Eigentümer: Ulrich Henke
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OpenStreetMap-Karte
Hallo, die Beschreibung des Denkmals verwechselt da Einiges.
Das Kriegerdenkmal 1870/71 (richtig: Regimentskriegerdenkmal 1864, 1866 und 1870/71 des Füsilier-Regiments von Gersdorff [Kurhessisches] Nr. 80) am Eingang des Nerotales, am 18.10.1873 enthüllt, ist jenes, das von Bildhauer Hermann SCHIESS geschaffen und in der Berliner Gießerei von Louis Castner galvanisch in bronziertem Zink gefertigt worden ist. Diesse GERMANIA mit Standarte und Lorbeerkranz ist aufgrund schwerer Materialschäden bereits 1906 wieder abgetragen worden. Das Denkmal ähnelt nur dem hier beschriebenen.
Das noch erhaltene, am 18.10.1874 enthüllte Denkmal,trägt eine VIKTORIA, die bereits in den 1840er Jahren mit einer zweiten ähnlichen im Schlosspark (Berlin-)Charlottenburg Aufstellung fand und von Bildhauer Christian Daniel RAUCH stammt. Diese beiden Viktorien sind auch nach Rauchs Tod vielfach – besonders nach 1871 – als Kriegerdenkmal in verschiedenen Materialien aufgestellt worden. Es gibt etliche Beispiele.
Ein Denkmalfreund
Sehr geehrter Herr Ruchhöft,
vielen Dank für Ihren wertvollen Hinweis. Wir werden den Begebenheiten nachgehen und zusammen mit dem Autor dieses Beitrages entsprechend den Text anpassen. Dies wird jedoch noch ein wenig Zeit beanspruchen.
Mit freundlichen Grüßen
Andres Imhof